[Kaffeeklatsch] …ohne Kaffee?

French Press, Espresso-Kocher, Pad-Maschine, halbautomatischer Siebträger, Filtermaschine, …

Ich kann euch versichern, ich besitze all diese und mehr Möglichkeiten zur Zubereitung von Kaffeegetränken. Sie stehen aber nicht nur dumm rum, sondern werden alle regelmäßig genutzt. Morgens flott Filterkaffee gekocht, zum Nachmittag einen Espresso-Boost. Für den Genuss lecker Latte Macchiato mit einem Schuss Vanille. Abends dann einen Amaretto-Frappuccino. Zum Wochenende werden die guten Bohnen per Hand in der Kaffeemühle gemahlen und zu Köstlichkeiten verarbeitet. Jeder Gast hat bei mir die freie Auswahl, welche Kaffeespezialität er genießen darf. Vollautomaten sind mir jedoch ein Graus, der Kaffee schmeckt aus diesen Robotern nicht. Sie produzieren zu viel oder zu wenig Schaum, der Kaffee ist zu bitter oder zu dünn, die Crema nicht existent. Die Liebe zum Produkt fehlt. Deswegen wird jede Spezialität von mir selber angemischt.

Man nennt mich liebevoll die ‚Barista Sista‘.

Ein Kollege betrieb im Geheimen eine Studie und beobachtete, dass ich an stressigen Tagen gut und gern 2 Liter Kaffee inhaliere.  „Das kann nicht gesund sein“ eröffnete er mir seine Ergebnisse, während ich in einer Mittagspause unbeschwert die dritte Kanne Kaffee ansetzte. Entgegen aller medizinischer Erwartungen geht es mir aber gut. Ich habe kein gesundheitliches, sondern anscheinend ein Suchtproblem.

Bei normalen Leuten, die nicht so wie ich, schon eine Immunität für koffeinhaltige Heißgetränke entwickelt haben, soll es wohl so ablaufen: Das im Kaffee enthaltene Koffein versetzt den Körper in den ‚Fight or flight‘-Modus. Dadurch können Blutdruck und Puls steigen und wir fühlen uns wacher und aufmerksamer. Durch regelmäßigen Kaffeekonsum ist der Organismus also ständig im Fluchtmodus, was tatsächlich nicht so ganz gesund ist. Zudem passt Kaffee nicht in eine gesunde Ernährung, da der erhöhte Konsum den Säure-Basen-Haushalt durcheinander bringt. Um meine Magenschleimhaut vor einem frühzeitigen Tod zu retten, habe ich deswegen beschlossen, mich nach Alternativen um zusehen und meiner Sucht nach dem schwarzen Gold zu entkommen.

coffee_01Vorerst habe ich eine Alternative gefunden, die mir zumindest das Kaffee-Erlebnis vorgaukelt: Der Lupinenkaffee.

Lupinenkaffee enthält kein Koffein, ist magenfreundlich, glutenfrei und angeblich nicht so stark säurebildend wie normaler Kaffee. Die Lupine gehört zur Pflanzengattung der Hülsenfrüchte, also zur gleichen Familie wie Erbsen, Sojabohnen und Erdnüsse. Die in Deutschland angebauten Bohnen werden wie Kaffeebohnen geröstet und gemahlen und zu Kaffee-, Mokka- oder Espressopulver verarbeitet. Der Geschmack von Lupinen-Kaffee ist dem echtem Kaffee teilweise sehr ähnlich. Mich erinnert er olfaktorisch und geschmacklich ein bisschen an den Muckefuk von Oma. Besonders gut eignet sich Lupinenkaffee also, um Kaffee des Geschmacks wegen zu genießen. Wach wird man davon nicht.

So habe ich mich statt mit herkömmlichen Bohnenkaffee die letzte Woche also mit dem Lupinenkaffee begnügt und bin bis jetzt ganz zufrieden. Ganz ohne Koffein geht es dann aber doch nicht. Nach nicht mal drei Tagen entdeckte mein Körper den hinterhältigen Kaffee-Entzug und strafte mich mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und Gereiztheit. Und wenn ich müde sage, meine ich jetzt nicht diese erschöpfte Müdigkeit nach einem anstrengenden Tag, sondern eine ‚Egal,ich schlafe einfach im stehen weiter‘-Müdigkeit, die nach dem Aufstehen beginnt, sich durch den Tag zieht und einfach nicht vertreiben lässt. Da wird einem erst einmal richtig bewusst, wie viel Einfluss unsere Ernährung auf unseren Körper hat. Meine kleine Epiphanie: Koffein ist eine frei zugängliche psychoaktivierende softe Droge. Und wie bei allen Drogen ist der Entzug schwer und nicht schön anzusehen.

coffee_02Also doch wieder Koffein. Aber gesundes Koffein soll es sein. Deswegen bin ich in den Asialaden meines Vertrauens und habe mich nach langer Zeit wieder mit Matcha ausgestattet. Das grüne Teepulver aus Japan ist im Moment als Superfood ja in aller Munde: Matcha soll entzündungshemmend wirken, das Immunsystem stärken und jung halten. Manche Forscher meinen sogar, dass Matcha eine Art Wunderwaffe gegen Alzheimer sei und das Wachstum von Krebszellen hemmen könnte. Wie weit man diesen Aussagen glauben soll, sei jetzt mal dahin gestellt. Tatsache ist jedoch, dass eine Schale Matcha am Morgen für mich den selben Effekt hat, wie ein doppelter Espresso. Zudem kann man ihn in vielen lustigen Shakes und Getränken benutzen, ähnlich wie Kaffee.

tasseDie Barista Sista hält also ab sofort auch Matcha Latte in ihrem Sortiment bereit.

Was sind denn eure persönlichen Tipps im Kampf gegen die Müdigkeit?

 

15 Kommentare

  1. Wenn Schlaf keine Option ist? Kaltes Wasser ins Gesicht … Und Kaffee … Literweise. Ohne Kaffee geht bei mir was … Aber mit Kaffee macht es mehr Spaß. Und wenn irgendjemand auf die Idee kommen sollte, mich auf Kaffee-Entzug zu setzen … *spielt mit der Klinge* 😉

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  2. Bei mir wirkt nur Matcha.
    Koffein hat null Wirkung, egal ob Nespresso, Maschine, Handaufguss. Den kann ich auch locker vor dem Schlafengen trinken.
    Schwarz- und normalen Grüntee merk ich nur minimal, aber bei matcha muss ich echt aufpassen, wann und wie viel ich davon trinke.

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  3. Hallo, Tex!
    Ich besitze zwar keine Kaffeemaschine, dafür aber einen erstklassigen Wasserkocher, der alienhaft blau leuchtet, wenn er eingeschaltet ist. Mein Kaffeekonsum hält sich sehr in Grenzen – wenn überhaupt, dann trinke ich Instant. Wenn ich zuviel – sprich mehr als eine Tasse am Tag – trinke, dann beginne ich zu zittern als hätte ich mich bei -10°C im T-Shirt auf die Straße gestellt.
    Ich bin ein Morgenmensch, also springe ich so oder so um halb sechs wie ein Springteufel aus dem Bett. Bei Müdigkeit hilft bei mir nur Zucker. Am besten Kakao. Intravenös. 🙂
    Matcha hab ich noch nie probiert, aber meine Schwester schwört auch darauf. Wie schmeckt das Zeug denn? Kann man das mit irgendwas vergleichen?
    LG, m

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    • Ich wäre auch gern so ein früher Vogel. Komme morgens leider nur schwer aus dem Bett. Der Matcha schmeckt und riecht ein bisschen wie frisches Heu, ist im Geschmack aber sehr mild, wenn man guten kauft. Preiswerte Matcha Pulver schmecken leicht bitter und haben eher dieses typische Grüner Tee Aroma.

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      • Hm. Das würde erklären, warum meine Schwester den Tee so mag. Sie liebt Grünen Tee. Ich hingegen mag ihn nicht so. Aber ich mag wie du ihn beschreibst. Wie frisches Heu. Das klingt schön. 🙂

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  4. Hallo, dieser Beitrag hat mir sehr gefallen. Zuhause nutze ich zwar leider keinen Siebträger, aber ich kann meine Gäste auch mit verschiedenen Arten der Zubereitung verwöhnen. Am liebsten mit einem Syphon von Bodum oder einem türkischen Mokka. Das ewige Thema mit dem Koffein ist immer so eine Sache. In letzter Zeit bemerke ich, dass es nicht nur an der Menge an Kaffee liegt, die ich täglich trinke (meistens 2 bis 3 Tassen), sondern an der Uhrzeit. Trinke ich die 3 Tassen bis Mittags, kann ich abends doch gut schlafen.
    Lasse ich den Kaffee einmal 3 Tage weg, kann ich mit einem schlimmen Migräneanfall rechnen.

    Zum Thema Kaffeerösten habe ich für die Uni ein Radiofeature erstellt.
    Vielleicht ist es bei einer Kaffeetante wie dir in guten Ohren 😉

    http://zess.uni-goettingen.de/journalistischepraxis/kaffee-von-der-gruenen-bohne-zum-vollendeten-genuss/

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    • Ich habe gerade interessiert deinen Worten und deiner tollen, beruhigenden Stimme gelauscht. Ich hoffe, du strebst nach deinem Journalismusstudium eine Karriere im Radio an?

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  5. Hehe 😉 ich studiere weder Journalismus noch möchte ich zum Radio.
    Ich studiere Geographie, möchte aber gerne journalistisch bzw. schriftstellerisch arbeiten, was ich nebenbei für ein kleines Magazin in Göttingen seit kurzer Zeit auch tue.

    Danke, dass dir meine Stimme beruhigend vorkam. Meistens ist man ja nicht so angetan, wenn man die eigene Stimme hört. Ist ein komisches Gefühl.

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